Betr.:  Anregung und Stellungnahme des TuS Blau-Weiß Königsdorf zur Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung nach §3 Abs. 1 bzw. §4 Abs. 1 BauGB für die Neuaufstellung des FNP

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin,

zum neu aufgestellten Flächennutzungsplan für die Stadt Frechen möchte der TuS Blau-Weiß Königsdorf e.V. im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung aus seiner Sicht Stellung nehmen.

Die Gesamtfläche der im Flächennutzungsplan neu für Wohnbebauung ausgewiesenen Fläche beträgt 45,08 ha (Seite 51 der Präsentation). Auf den Ortsteil Königsdorf entfällt ein Anteil von 19,5 ha, das sind 43,2 % von der Gesamtfläche. Bei einem vom Gutachter angenommenen zu erwartenden Bevölkerungszuwachs von ca. 5000 neuen Einwohnern bis 2025 (auf Basis 2016, Seite 26 der Präsentation) würde damit auf Königsdorf ein Anteil von ca. 2150 Neubürgern entfallen (wenn man eine direkte Beziehung zwischen Wohnbauflächen und der Personenzahl annimmt).

Für die Weiterentwicklung einer Kommune oder eines Ortsteils in dieser Größenordnung ist eine nüchterne Folgenabschätzung insbesondere für die Infrastruktur des betroffenen Ortsteiles erforderlich. Hier möchte der TuS entsprechend seiner Satzungsziele das Augenmerk auf die Sportanlageninfrastruktur legen.

Gem. Artikel 18 Abs. 3 der Landesverfassung NRW ist der Sport durch Land und Gemeinden zu pflegen und zu fördern. D.h., der Sport ist nicht geförderte Aufgabe der Sportvereine, sondern ein Verfassungsgebot für die Kommunen. Im Rahmen der Daseinsvorsorge sind sie zur Schaffung von Gelegenheiten für die sportliche Betätigung von Bürgern verpflichtet. Die Sportvereine vor Ort (jedenfalls der TuS Blau Weiß) begreifen sich insoweit als letztes, wenn auch als wichtiges Glied in der Kette, der sich die Gemeinden bedienen, um dem Bürger die Nutzung des Sportangebotes letztlich zu ermöglichen. Diese Aufgabe nimmt der TuS dankbar an, ist dabei allerdings auf die infrastrukturelle Unterstützung durch die Stadt Frechen angewiesen.

Der Maßstab, inwieweit die Stadt Frechen ihrem Verfassungsauftrag nachkommt, dürfte sich im Angebot an Sportflächen widerspiegeln. Die Stadt hat ein Sportentwicklungsgutachten eingeholt, um diesen Bedarf zu bestimmen. Aus den Zahlen des Gutachtens und den Angaben in der ergänzenden Erläuterung lässt sich ableiten, dass der akute Bedarf an Sportstätten in Königsdorf das tatsächliche Angebot schon heute deutlich übersteigt. Diese Berechnung ist der Stadt seit längerem bekannt. Die rechnerische Richtigkeit der Berechnung ist bisher nicht bestritten worden. Sie ist wie folgt nachzuvollziehen:

Die Berechnungsformel lautet:

(Hallensporttreibende Mitglieder )*(Hallenbelegung pro Woche)*Min (Zeit der Einheit) /60
________________________________________________________________________________________
(Anzahl Personen pro Hallenteil)*(momentane Nutzungsdauer durch den TuS)* (Auslastungsfaktor)

Nach dieser Formel ergibt sich für den Bedarf an Hallenfläche in Halleneinheiten (3 AE = Fläche einer Dreifachhalle, wie unsere GBH

Gesamt: 13 AE

Zur Zeit 192 Stunden entspricht 5,6 AE (Zeitpunkt Gutachten)

Nach demselben Muster lässt sich auch der Bedarf für die Freianlagen nach den Grundsätzen des Sportentwicklungsgutachten berechnen. Dies sieht dann wie folgt aus, wobei eine Anlageneinheit einem Sportplatz entspricht

Um es noch einmal zu betonen: Es handelt sich nicht um Zahlen des TuS, sondern um solche des Gutachters in seiner Sportentwicklungsplanung. Der heutige Bedarf allein des TuS mit seinen rund 2.400 Mitgliedern liegt danach bei 13 AE Hallenfläche und 4,46 Sportplätzen. Im Stadtteil Königsdorf gibt es zurzeit 4 AE Hallenfläche und einen Kunstrasensportplatz in Normalgröße wie auch ein Kleinspielfeld, was insgesamt 1,5 AE entspricht. Die Aussage, dass gemessen am Bedarf ein erheblicher Mangel an Sportflächen besteht, ist angesichts dieser Zahlen nicht bestreitbar.

Vor dem Hintergrund dieser Zahlen und des zu erwartenden weiteren Bevölkerungs-wachstums in Königsdorf möchten wir im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeits-beteiligung zum FNP einfordern, dass zur Wahrnehmung der verfassungs-rechtlichen Aufgaben der Stadt Frechen Vorsorge getroffen wird für eine dem Bedarf angemessene Erweiterung der aktuell vorhandenen Sportstätten im Stadtteil Königsdorf (sowohl Halle als auch Sportplatz). Konkret halten wir es für geboten, angrenzend an den heutigen Sportplatz ausreichend Raum vorzusehen für mindestens einen weiteren Sportplatz sowie für weitere Sporthallenkapazitäten inklusive begleitender Infrastrukturen (z.B. Parkplätze, Umkleiden, Lagerräume).

Die oben aufgeführten zusätzlichen Sportstätten sind aus unserer Sicht bereits heute erforderlich. Wir vertrauen darauf, dass die Verwaltung je nach Wohnraumerweiterung in Königsdorf den präzisen Bedarf in den FNP bzw. den letztlich aufzustellenden Bebauungsplan definiert.

Welcher Bevölkerungszuwachs auch immer zu erwarten ist, es wären bereits angesichts der heutigen Mangellage erhebliche Aufwendungen in die sportliche Infrastruktur notwendig, die sich bei einer Ausweitung der Wohnbebauung noch vergrößern würden. Über unsere Stellungnahme zur Flächennutzungsplanung hinaus beantragen wir deshalb, dass sich der Rat mit der bestehenden Situation befasst und die Verwaltung mit der Erarbeitung von  Lösungsvorschlägen beauftragt.

Es ist der außerordentlichen Arbeit der Ehrenamtlichen in den Abteilungen und dem Verein zu verdanken, dass ein unter den gegebenen Umständen als attraktiv empfundenes und auch genutztes sportliches Angebot an die Bürger unseres Stadtteils unterbreitet werden kann. Dafür sind wir sehr dankbar!

Wir stehen sehr gerne für weitergehende mündliche Erläuterungen zur Verfügung.